1. März 2013
Die Riesen fallen ...
Pappelfällungen an Hintergrabenniederung

Ein Bild der Verwüstung erschließt sich dem Besucher der Hintergrabenniederung. Viele Pappeln sind schon weg und auch wenn seit 1.. März nach dem Bundesnaturschutzgesetz ein Fällverbot besteht, wird es noch bis Ende der Woche dauern, bis alle Pappeln weg sind. Die Verwaltung kann sich selbst eine Ausnahmegenehmigung erteilen. Für Unmut sorgte die kurzfristig bekanntgegebene Aktion in Duttweiler allemal. Die schnell wachsenden Bäume wurden einst vom Gemeinderat und ehrenamtlichen Helfern gesetzt, um Brennmaterial für die Schule zur Verfügung zu haben. Das wurde dann nicht benötigt, weil die 1965 neu erbaute Schule mit Gas beheizt wurde. Leider können aber die Duttweiler Bürger jetzt auch nicht vom Holz partizipieren. denn der Erlös des Verkaufs wird benötigt, um die Fällarbeiten zu bezahlen. Eine paradoxe Situation. 

Mit einem sehr kritischen Bericht befasst sich das online-Portal pfalz-express.de mit der Pappel-Fällaktion an der Hintergrabenniederung:  
Großer Kahlschlag in Neustadt-Duttweiler: Wieder müssen Pappeln weichen ine Schneise der Zerstörung: Pappelfällung in Duttweiler. 
Wer in diesen Tagen in der Gemarkung Duttweiler spazieren geht, vernimmt das beunruhigende Geräusch von Sägen und laut umstürzenden Bäumen. In der so genannten Hintergrabenniederung zwischen Duttweiler und Geinsheim sieht es inzwischen aus, als ob der Dritte Weltkrieg ausgebrochen wäre und ein Ende der Baumfällaktion ist noch nicht abzusehen. 
Einige Einwohner sind da schon ziemlich verschnupft, denn schon im letzten Jahr mussten etliche Pappeln ihr Leben lassen. Als Gründe wurden damals von der Stadt, wie auch jetzt wieder „Verkehrssicherheit“ genannt. Ein Bürgergespräch zur jetzigen Aktion, das ursprünglich angedacht war, konnte aus zeitlichen Gründen nicht durchgeführt werden. 
Pappeln, die gut und gerne 200 Jahre werden können, sind Weichhölzer. Sie wachsen schnell, sind aber nicht sehr stabil. Die Pappelbaumreihe, die nun zerstört ist, war für Duttweiler sehr prägend. Gerade der Mix zwischen kultivierter Weinbergsfläche und Wald und Wiesen, zieht viele Radler und Wanderer in das Dorf. Verkehrssicherheit steht oben an
Thomas Baldermann Umweltabteilung Stadt Neustadt rechtfertigt die Maßnahme und erklärt, wie es zu dieser radikalen Baumfällaktion kam. Da die Gerichte immer sensibler auf das Thema Verkehrssicherheit reagieren, hat die Stadt Neustadt seit 2012 mit der Erstellung eines Baumkatasters im Außenbereich begonnen. Geprüft wird, ob Bäume verkehrssicher sind und ob Äste abfallen. Es sei ein Konzept erstellt worden, das die baumreichsten Gebiete der Region wie Geinsheim, Lachen-Speyerdorf und Gemarkung Duttweiler umfasst. „In Duttweiler sind uns dann verschiedene Bereiche mit Maßnahme-Bedarf aufgefallen“, so Baldermann. „Im Bereich Dorfwiesenweg und am Grenzgraben zu Altdorf, mussten einzelne Bäume gefällt werden, bzw. Kronen gekürzt werden. Das war relativ unauffällig“. 
Im Bereich des Aschenberger-Wildgeheges habe der Baumprüfer dann festgestellt, dass die Pappeln in einem Alter sind, in dem sie beginnen, Äste abzuwerfen und umzustürzen. Bei alten Pappelbeständen besteht akute Gefahr, dass auch mal größere Bestände stürzen. In den letzten zwei Jahren sind dort drei Bäume umgefallen, wobei einige auch auf den Weg gestürzt sind. 
Höhenweg ist viel stärker frequentiert
Der Weg an den Pappeln ist ein Verbindungsweg zwischen Duttweiler und Geinsheim. Sicherlich waren und sind dort Spaziergänger unterwegs, die eben diesen besonderen Anblick geschätzt haben. „Und im Sommer sind dort auch Kinder, die sich das Wild anschauen“, sagt Baldermann. Tatsache ist aber auch, dass mehr Leute den parallel verlaufenden Höhenweg durch die Weinberge benutzen, der auch für Radfahrer wesentlich besser zu befahren ist. 
180 Pappeln müssen gefällt werden
Der ursprüngliche Gedanke im Umweltamt, möglichst viele Bäume zu erhalten und nur einige Bäume herauszunehmen, wurde verworfen, da dann, laut Analyse des Baumpflegers Kraft, der ganze Baumbestand instabil geworden wäre. Zwei Optionen habe es gegeben. So hätte man die Pappeln am Wildgehege stehen lassen können  und westlich und östlich die Bäume fällen müssen. Oder als Alternative die jetzt durchgeführte Maßnahme: Fällung im westlichen Bereich bis zur Mitte des Wildgeheges, damit die Leute gefahrlos dort laufen können und Stehenlassen der zweiten Hälfte der Pappelreihe im östlichen Bereich. Baldermann lässt aber keinen Zweifel daran, dass nach und nach alle Pappeln, er spricht von 180 Bäumen, aus Gründen der Verkehrssicherheit ersetzt werden müssen. „Im Verlauf der nächsten Jahre wird die Pappelreihe nach und nach mit Nachpflanzungen verjüngt“. Dadurch sollen Fledermauspopulationen und Vögel behutsam umgesiedelt werden. 
Habitat ist Lebensraum für Tiere
In diesem Zusammenhang weist er auf die so genannten Habitatbäume hin. Das sind eng gepflanzte Pappelbäume, die vor mehr über 60 Jahren gepflanzt wurden und jetzt nicht den Sägen zum Opfer fielen. 19 Bäume wurden von 30 auf etwa acht Meter Höhe zurück geschnitten. Die Stümpfe weisen bereits Spechthöhlen oder Pilzbefall auf. „Diese Vorschädigungen ermöglichen einen schnelleren Einzug von Fledermäusen, Wildbienen, Vögeln und vielen Käfern, denen der gestutzte Baum als neues Zuhause dienen soll“. Ein Waldkautz habe sich nach Beobachtungen des Baumpflegers Joachim Osterheld auch schon angesiedelt. “Nach Abschluss der Arbeiten können sich die vielen Jungbäume und der Unterwuchs auf mehr Platz und Licht freuen. Es wird schnell ein ganz neues Habitat entstehen, darüber hinaus entfalle der Konkurrenzkampf mit den Pappeln ums Wasser”, freut sich der Fachmann. 
Agreement mit Forstunternehmen
Das Holz der gefällten Bäume ist begehrt und hat schon den einen oder anderen Eigentümer gefunden. Um die Stadtmittel zu schonen, hat das Umweltamt ein Agreement mit dem Forstunternehmen Hirstein getroffen. Die Firma übernimmt alle Baumfällarbeiten und darf das Holz statt Bezahlung selbst verwerten. 
Wegesperrung in den nächsten Wochen
Wenn die Fällungen beendet sind, muss geschaut werden, was nachgepflanzt werden muss oder ob die Natur selbst für „Nachwuchs“ sorgt. Die noch stehenden Bäume sind nach wie vor ein Unsicherheitsfaktor. Beabsichtigt ist, möglichst schnell, den Weg in diesem Bereich aus Sicherheitsgründen durch zwei Schlagbäume sperren zu lassen. 
Traurige Angelegenheit
Alles in allem eine nötige, aber traurige Angelegenheit,“ brachte es ein Duttweilerer Bürger auf den Punkt. Seine Idee, die Pappeln mit Stahlseilen zu halten, war auch einmal im Umweltamt angedacht, aber dann technisch und optisch als nicht durchführbar eingestuft worden.

Pressespiegel
Großer Kahlschlag in Neustadt-Duttweiler pfalz-express.de, 05.03.2013