22. Dezember 2021
An der Sache vorbei argumentiert
Leserbrief in der Rheinpfalz zu Tempo 70

Ein Leser der Rheinpfalz hat sich zur jetzt angeordneten Tempobeschränkung auf der K 22 geäußert. Allerdings hat er wohl übersehen, dass es bei Kritik des Ortsbeirats nicht um die Tempodrosselung geht sondern um die Nichtbeteiligung des demokratisch gewählten Gremiums an dem Beschluss:

„Warum unbedingt mit Tempo 100?“Zum Artikel „Mahnende Zeigefinger“ vom 10. Dezember. Es ging darin um Kritik, die im Umweltausschuss und Ortsbeirat Duttweiler an der Verwaltung geübt wurde. In Duttweiler ging es um ein von der Stadt verhängtes Tempolimit: Der Verfasser kann sich gut vorstellen, dass der grimmige Knecht Ruprecht der städtischen Bauabteilung, wohl angesichts nicht hinnehmbarer Verfehlungen, in der Nikolauswoche die raue Rute gezeigt hätte. Wir erinnern uns: Der heilige Nikolaus beschenkt die Tadellosen, sein Gehilfe bestraft die Bösen. Was also hat die Verwaltung Böses angestellt?, fragt sich der alarmierte Leser. Die Behörde hat offensichtlich aus Gründen der Verkehrssicherheit Tempo-70-Schilder auf der fünfeinhalb Meter breiten Kreisstraße 22 zwischen Duttweiler und Geinsheim aufgestellt, ohne dies dem Duttweilerer Ortsvorsteher zuvor kundzutun. Die nicht abgesprochene Tempobremse auf der engen Kreisstraße hat zur Folge, dass die Ortsbeiratsmitglieder nun sehr „verwundert“ und „verwirrt“ sind. Andererseits, und jetzt kommt wieder die fürchterliche Rute des Knecht Ruprecht ins Spiel, wüsste man doch zu gern, warum autofahrende Menschen aus Duttweiler anderen autofahrenden Menschen (vielleicht auch aus Duttweiler oder Geinsheim oder noch woanders her) auf ihrem schmalen Kreissträßchen unbedingt mit Tempo 100 begegnen müssen. Tun’s da nicht auch 70 Sachen? Aber zugegeben, erst bei Tempo 100 – wenn die Fahrzeugspiegel mit einem Meter Distanz aneinander vorbeirauschen – verspüren ja viele Zeitgenossen das aufregende Prickeln, wie es einem nur das Gasgeben bescheren kann. Auf der Kreisstraße 22 zwischen Duttweiler und Geinsheim müsse man jetzt mit Tempo 70 „leben“, schreibt der Verfasser. Das ergibt in der Tat einen doppelten Sinn.

Pressespiegel
„Warum unbedingt mit Tempo 100? Rheinpfalz, 22.12.2021