Duttweiler | A bis Z | Chronik 2015 |
16. November 2015
Der Ort der offenen Hoftore
| Judith Gschwindt |
Impressum

Rheinpfalz spaziert mit Judith Gschwindt durchs Dorf

Im Vorgriff auf die Rheinpfalz-Aktion "Redaktion vor Ort" wollte sich die Rheinpfalz einen unvoreingenommenen Blick auf das Dorf verschaffen und hat deshalb mit der Kultur- und Weinbotschafterin Judith Gschwindt einen Rundgang durch Duttweiler unternommen:
Rheinpfalz-Redakteur Wolfgang Kreilinger nannte Gschwindt eine Überzeugungstäterin:
...Ihre Hauptstraße mussten die Duttweilerer 1974 bei der Eingemeindung schweren Herzens in Dudostraße umbenennen, weil auch Neustadt seine Hauptstraße hat. Ein Franke mit dem Namen Dudo hatte die Siedlung einst gegründet. Vor 1050 Jahren wurde sie erstmals urkundlich erwähnt. Klar, dass die Duttweilerer das in diesem Jahr gefeiert haben. Schließlich haben sie auch die Weinfeste an der Weinstraße erfunden – 1946.Wer mit Gschwindt durch die Dudostraße läuft, dem fallen sofort die offenen Hoftore auf. „Bei uns werden keine Tore verschlossen, hier ist jeder willkommen“, erklärt die „Auswärtige“, die längst zur Einheimischen geworden ist. Wohl nirgendwo sonst in Neustadt werden Neubürger so schnell integriert. Das haben die Duttweilerer mit ihren vier Neubaugebieten Bahnhofsstraße (1961), Kirchfeld (1974), Mandelbergstraße (1978) und Achtzehnmorgenpfad (1999 bis 2005) eindrucksvoll gezeigt.
15 Vollerwerbswinzer gibt es in dem Ort. Schon 977 war der Wein aus dem Kloster St. Lamprecht weit über die Region hinaus bekannt. Seit 1754 gehört das Klostergut der Familie Bergdolt, die es zu einem der renommiertesten Weingüter der Pfalz gemacht hat und den Namen Duttweiler um die Welt trägt. Die heutige Winzergeneration zeigt, dass guter Wein nicht nur unmittelbar an der Weinstraße gemacht wird. Christian Nett vom Weingut Bergdolt-Reif & Nett ist in diesem Jahr vom Weinmagazin „selection“ zum besten Jungwinzer gekürt worden.
Wer in Duttweiler wissen will, was es Neues gibt, der muss nur beim Bäcker Volker Walter (47) vorbeischauen. Dort gibt es nicht nur den neusten Tratsch und noch selbst gebackenes Brot, was ja leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist, sondern auch Schulhefte, Ravioli oder Putzmittel. Walter, nach den neusten Gerüchten befragt, lacht schallend und verweist auf „die Zuständigkeit meiner schönen Damen im Service“. Er sei eher für die Brötchen verantwortlich. Und betont, dass es auch in der heutigen Zeit machbar sei, preislich mit den Großmärkten in der Stadt mitzuhalten. Auch Walter, der das Traditionsunternehmen in der fünften Generation führt, trägt den Namen von Duttweiler in die Fremde, über seine Filialen in St. Martin, Kirrweiler und Altdorf.
Von 1908 bis 1958 hielt in Duttweiler das Pfefferminzbähnel auf seiner Fahrt von und nach Speyer. Heute ist die Dudostraße für Pendler immer noch Schleichweg auf der Ost-West-Verbindung, was Bäcker Walter und den Weingütern „Fahrkundschaft“ beschert, aber auch die Anwohner über die Verkehrsbelastung klagen lässt.
Gaststättenbesuche sind in Duttweiler schon lange saisonabhängig in Form der Straußwirtschaften bei den Weingütern Geissler und Zöller-Lagas. Einst gab es beim Weingut Kühborth und Sinn den Tanzsaal „Zum Schwanen“. Gegenüber wurde im einstigen Gasthaus Seyband auf einer kleinen Bühne auch mal Theater gespielt und am Wochenende ebenfalls ausgiebig gefeiert und getanzt.
Die Gastronomie bei der Festhalle, nach dem Saalbau Neustadts zweitgrößte Versammlungsstätte, ist schon lange verwaist. Da bleiben im Sommer die Griechen, in Person von Evi Athanasiou und ihrem Sohn Akis Tasovalis, die für ihr gutes Essen im Schwimmbad bekannt sind.
Das 1934 erbaute Freibad wird ehrenamtlich vom Förderverein betrieben. Auch die beiden Kirchen leben vom „Ehrenamt“, wenn es um die Sanierung der Gotteshäuser geht. Der Chorturm der katholischen Kirche St. Michaelis stammt aus dem 13. Jahrhundert. Das Kirchenschiff ist zuletzt 2009 renoviert worden. Für die protestantische Kirche setzt sich seit Jahren ein Kirchbauverein ein.
Judith Gschwindts Lieblingsplatz? Die Kultur- und Weinbotschafterin muss nicht lange überlegen: „Der Obere Wiesenweg entlang des Kropsbachs.“ Dort sei es so wunderschön ruhig und idyllisch.
xxx xxx

Pressespiegel
Der Ort der offenen Hoftore Rheinpfalz, 16. November 2015